Es gibt wenige Dinge, mit denen man sich so schnell unmöglich machen kann, wie mit Spoilern. In einem Gespräch zu verraten, wie ein Film oder eine Serie endet, welche Figur wann stirbt oder sich in wen verliebt, gilt als soziale Todsünde. Spoiler-Warnungen bzw. die Angst, unabsichtlich zu spoilern, sind heute ein integraler Bestandteil unseres Umgangs mit Fiktion, und viele Leute scheinen sich kaum der Tatsache bewusst, dass Spoiler ein junges Phänomen darstellen, das vor der Jahrtausendwende in dieser Form noch nicht existiert hat.
Meinen wenigen treuen Lesern dürfte bekannt sein, dass mich das Thema Spoiler schon länger umtreibt. In meiner Arbeit als Filmkritiker musste ich mich schon früh mit damit auseinandersetzen, und auch in meiner wissenschaftlichen Tätigkeit kam ich immer wieder mit Spoilern in Berührung. Nicht zuletzt, weil das Aufkommen der allgemeinen Spoiler-Panik eng mit der Etablierung neuer narrativer Muster im populären Kino zusammenhängt.
Mein Nachdenken über Spoiler führte unter anderem dazu, dass ich während zwei Jahren eine feste Kolumne im Filmbulletin hatte, die «Der Spoiler» hiess, in der ich mich mit dem Phänomen beschäftigte.
Seither sind einige Jahre vergangen, doch das Thema hat mich nie ganz losgelassen. Schon seit Längerem war mir klar, dass ich «irgend etwas Grösseres dazu machen muss». Dieses «irgend etwas Grösseres» ist nun konkreter geworden. Gemeinsam mit Christine Lötscher und Natalie Borsy vom ISEK – Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft – das auf dem gleichen Stockwerk zu Hause ist wie das Seminar für Filmwissenschaft – organisieren wir nun die Tagung #spoiltheconference, die unseres Wissens erste internationale Tagung zum Thema Spoiler.
Die Tagung findet am 18. und 19. März 2022 statt und ist ausdrücklich interdisziplinär ausgerichtet. Wir wollen uns dem Thema aus möglichst vielen Richtungen nähern.
Für interessierte gibt es den Call for Papers hier.